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    Mittwochabend 
    Der Mann, der da aus dem Haus trat, hatte ein breites vergnügtes Grinsen auf dem Gesicht.
    Merkwürdigerweise war es noch immer vorhanden, als man ihn später an fast der gleichen
    Stelle erschlagen fand. Doch nun wirkte das Grinsen wie eine Maske, festgefroren, nicht
    mehr weg zu löschen. Unwirklich lag es unter dem getrockneten Blut, das das ganze Gesicht
    bedeckte. Für immer erstarrt, festgehalten im Blitzlicht der Kamera, mit der er von allen
    Seiten fotografiert wurde. Aber das war erst später. Genauer gesagt, um 21.30 Uhr. 
    Jetzt lief er noch vergnügt grinsend zu seinem Auto, das einige Meter entfernt stand. In
    dieser Gegend der Stadt war es nicht sehr hell und als sein Handy mit einer Melodie aus
    der "Zauberflöte" läutete, versuchte er erst gar nicht zu entziffern, woher
    der Anruf kam.  
    "Ja?", meldete er sich. "Jaja, morgen - nein, da geht nichts schief. Durch
    deine Hilfe -, ich bin da guten Muts, ich hab ja was ganz besonderes auf der Pfanne. Wenn
    das der gute Albert wüsste. Und für uns beginnt die Zukunft. Man müsste einen drauf
    trinken. - Ja, wirklich ganz sicher, kann ich getrost schon vorher -" Er lauschte,
    dann lachte er fröhlich, ein jungenhaftes Kichern. "Na, bestens", rief er fast,
    "ich bin gleich bei dir, stell ein Bier kalt. Was, Sekt? - Ja, ich dich auch."  
    Er steckte das Handy zurück in die Hosentasche und dabei muss ihn der Schlag getroffen
    haben. Seine Hand war noch in der Tasche, das Telefon umkrallend, als man ihn fand. 
     
    Kriminalkommissar Walter Hanter hatte wie so oft abends an seinem Puzzlespiel gesessen.
    Drei Delphine sprangen aus dem Meer, weiter Horizont, graublau der Himmel, dunkelgraublau
    das Meer. Vom Bild war bisher ein Delphin zusammengesetzt, dazu ein wenig Wasser. Kein
    einfaches Motiv. Das sagte auch Hanters Frau und, wie es klang, nicht zum ersten Mal. 
    Dass du dir so ein schweres Bild ausgesucht hast, ist doch alles nur grau in grau.
    Ich versteh dich nicht. Das kann doch gar keinen Spaß machen. 
    Hanter antwortete nicht, es schien, als hätte er bei der Suche nach einem bestimmten Teil
    die Worte seiner Frau gar nicht gehört. 
    Kann ich dir nicht wenigstens helfen? Also zusammen mit dir würde mir das auch
    Freude machen, aber allein solche 5000-Teile-Bilder, nein, o. m. also ohne mich. Ich
    könnte dir zum Beispiel alles zum Himmel raussuchen. Soll ich? 
    Hanter nahm die Hand aus der Kiste, in der die Teile zu Hauf lagen, und verschränkte
    beide Hände im Schoß.  
    Warum willst du das einfach nicht verstehen?, knurrte er aufgebracht. Als er
    in das beleidigte Gesicht seiner Frau sah, holte er einmal tief Luft und sagte, es klang,
    als hätte auch er das schon oft gesagt: Ich muss das allein machen. Es macht mir
    Spaß, die einzelnen Teile selbst zu finden und bei dem hier besonders, da musst du auf
    Formen achten, aber auch auf Nuancen von Veränderungen im Licht, in der Farbe. So etwas
    muss man einfach allein machen. 
    Vier Augen sehen mehr als zwei, beharrte die Frau. 
    Sagt man so, ja. Aber zwei Augen verlassen sich dann immer auf die anderen zwei und
    leicht wird was übersehen, das ist beim Puzzeln wie im wirklichen Leben, und wenn -
     
    Jaja, entgegnete Frau Hanter genervt, wie bei deiner Arbeit, du brauchst
    nicht weiter zu sprechen. Und während sie dabei war, das Zimmer zu verlassen,
    meinte sie noch, mit einem Blick zurück zu ihrem Mann: Ich bewundere nur deine
    Kollegen, wie die mit dir auskommen. Da klingelte das Telefon. 
     
    Kommissar Hanter hatte sich den Toten am Tatort angesehen, versucht, in dem
    blutüberströmten Gesicht mit dem erstarrten Grinsen darauf zu lesen. Lange hatte er
    sinnend vor dem Erschlagenen gestanden. Als müsse er Fühlung aufnehmen. Erst dann hatte
    er sich an den alten Mann gewandt, der ein wenig abseits mit seinem Hund stand.  
    Franz Krüger führte, wie er erzählte, jeden Abend um die gleiche Zeit seinen Hund aus.
    Er hatte den Toten entdeckt, war nach Hause geeilt und hatte die Polizei gerufen. Eine
    verdächtige Person in der Nähe habe er nicht gesehen. Um diese Zeit, also um 21.00 Uhr,
    wären in dieser Gegend nicht mehr viele Menschen unterwegs. In den Blocks wohnten ja
    hauptsächlich ältere Leute. Auf dem ganzen Wege, dabei beschrieb er genauestens den Weg,
    den er allabendlich ging, hätte er nur ein Pärchen getroffen, das intensiv mit sich
    selbst beschäftigt war, sonst niemanden. Nein, es wäre auch kein Auto weggefahren.  
     
    Um 22.30 Uhr hatte Hanter die nötigen Informationen.  
    Das Handy gehörte einem Mann namens Wilfried Olbertz. Der Ermordete hatte vor dem Haus
    gelegen, das der Auskunft nach die Adresse des Olbertz war. Zunächst ging Hanter deshalb
    davon aus, dass es sich bei dem Toten um Olbertz handelte. Laut Melderegister war der
    nicht verheiratet, was natürlich nicht heißen musste, dass er nicht mit einer Frau oder
    womöglich auch einem Freund zusammen lebte.  
    Schlüssel wurden keine gefunden. Vermutlich hatte die, wie all das andere, der Mörder.
    In den Taschen war außer dem Handy nur ein Taschentuch. 
    Später trug die Spurensicherung zwei halb aufgerauchte Zigaretten hinter einem Baum
    zusammen, eine angetrunkene und stehen gelassene Colaflasche und als Besonderheit in einem
    sich in der Nähe befindlichen Papierkorb eine Weihnachtsmannmaske. Ein seltsamer Fund um
    diese Jahreszeit, es war März, und so wurde sie mitgenommen. Hanter dachte, als er sie
    später zu Gesicht bekam, wenn es jetzt eine allumfassende Gendatei gäbe, in der jeder
    Einwohner registriert wäre, hätte man vielleicht den Mörder, falls der die weggeworfen
    hatte. Ob er das je noch erlebte? Bei allen verständlichen Gegenargumenten - es würde
    zumindest vieles vereinfachen. Allerdings wusste er, dass man aus einer DNA-Analyse
    bereits das ungefähre Alter, Geschlecht und besondere Krankheiten herausfiltern konnte,
    und dass es in nicht allzu ferner Zukunft sogar möglich sein würde, ein Phantombild auf
    Grund einer DNA-Analyse herzustellen. So brauchbar das alles für die Polizeiarbeit war,
    es bereitete ihm auch Bauchschmerzen, wenn er daran dachte, was gewesen wäre, wenn die
    letzten beiden deutschen Diktaturen desgleichen bereits gehabt hätten.  
    Hanter fuhr zurück zu der angegebenen Wohnung in der Walter-Bauer-Straße. Der Tote war
    lange schon fort, trotzdem umging er mit wenigen Schritten den Platz, an dem der Mann
    gelegen hatte. Auch nach zwanzigjähriger Dienstzeit mochte er nicht auf Stellen treten,
    auf denen gerade noch ein toter Mensch gelegen. Wo er es zumindest wusste. Olbertz, wenn
    er es denn war, war auf dem Bürgersteig gefunden worden, nicht allzu weit entfernt von
    seinem Auto, einem BMW-Sportwagen. Die kleine Seitenstraße war auf beiden Seiten voll
    geparkt, so dass sich hinter jedem Auto der Mörder hatte verstecken können, auch alte
    dicke Bäume standen vereinzelt, vermutlich hatten sie einst beide Straßenseiten
    gesäumt. Auch hinter solch einem Baum konnte sich ein eventueller Mörder verstecken.
    Hatte sich vermutlich sogar versteckt, sollten die gefundenen Zigarettenkippen ihm gehört
    haben. Die Laternen waren der allgemeinen Sparordnung der Stadt zufolge nur eine um die
    andere erleuchtet. Vor Olbertz' Haus war die Laterne mit einem roten Streifen umklebt und
    somit abgeschaltet. Es war schön dunkel, wenn man sich verbergen wollte. So sah Hanter
    auch nicht gleich den Mann, der bereits ungeduldig auf ihn wartete. Der Experte, der ihm
    die Wohnung öffnen sollte. Der grüßte mürrisch, war wohl vom Fernseher oder gar schon
    aus dem Bett geholt worden. Sie warteten einen Augenblick, dann kamen zwei Kollegen von
    der Spurensicherung. Zu Viert betraten sie das Haus. 
    Im ersten Stock auf der rechten Seite fanden sie die Wohnung. Auf einem goldenen Schild
    der Name: Wilfried Olbertz. Was darauf schließen ließ, dass er entweder allein lebte
    bzw. gelebt hatte oder dass derjenige, der bei ihm wohnte, es noch nicht so lange tat.  
    Hanter drückte auf den ebenso goldenen Klingelknopf neben dem Namensschild. Etwas
    entfernt hörte er eine Melodie, es war eine bekannte Opernmelodie, so glaubte er
    zumindest, wusste aber nicht aus welcher Oper.  
    Der Mann vom Schlüsseldienst sagte: "Ein kulturvoller Mann. Carmen hat nicht
    jeder." 
    Hanter klingelte noch einmal. Sein Begleiter pfiff die Melodie mit: Auf in den Kampf,
    Torero. Auch diesmal keine Reaktion. 
    "Na, dann versuchen Sie's mal." 
    Der Mann brauchte nicht lange, die Tür zu öffnen und verabschiedete sich sofort. 
    Die drei Männer betraten die Wohnung. Zwei Zimmer, eins davon ziemlich geräumig.
    Vermutlich war irgendwann aus zwei Zimmern ein großes geschaffen worden, von wem auch
    immer. Es war mit sehr wenigen eleganten Möbeln ausgestattet. Eine Couchgarnitur in
    dunkelgrünem Leder, eine Stehlampe, die aus einem Designerladen stammen mochte, ein
    prachtvoller Schreibtisch. Den Fußboden bedeckte ein heller flauschigdicker Teppich. Das
    Zimmer sah aus, als fehlten noch Möbel, die nach und nach dazu gekauft werden würden.
    Denn auch die, die im Zimmer standen, passten nicht so recht zueinander. Sie wirkten nur
    teuer. Im Schlafzimmer befanden sich ebenfalls nur wenige Möbelstücke, ein breites
    französisches Bett, ein Tischchen daneben, auf dem ein Aschenbecher mit einer Kippe und
    ein wenig Asche stand, ein wuchtiger Kleiderschrank, voller Anzüge und Hemden, die alle
    nicht billig aussahen. Eine kleine Küche, ein prachtvolles Bad. 
    In allen Räumen klebten an den Wänden große Poster moderner Bauten, selbst im Bad. 
    Allerdings stapelte sich das nicht abgewaschene Geschirr im Ausguss, eine halbe Flasche
    Rotwein stand auf dem Tisch, mit dem Korken nur notdürftig verschlossen, ein Glas mit
    einer Neige daneben. Während die übrige Wohnung ziemlich ordentlich aussah, überraschte
    die Unordnung in der Küche und übrigens auch auf dem Schreibtisch. Hier stand das
    Telefon. Nachdem die Spurensicherung eventuelle fremde Fingerabdrücke abgenommen hatte,
    hörte Hanter den Anrufbeantworter ab. Er war wohl vor kurzem gelöscht worden, hatte nur
    eine Nachricht zu übermitteln, die Olbertz allerdings schon abgehört haben musste.
    "Sigi hier. Wollt ihr die Sache etwa alleine durchziehen? Wagt es nicht! Wenn du
    nicht sofort zurückrufst, passiert was.", hörte Hanter eine Männerstimme sagen. Er
    hoffte, herauszufinden, wer Sigi war. Vielleicht fand sich ein Notizbuch, ein
    Telefonverzeichnis, ein Kalender. Aber vorerst musste er warten, konnte den Kollegen nur
    bei der Arbeit zusehen. Die mochten es sowieso nicht, wenn er gleich mit dabei war,
    fühlten sich bei ihrer Arbeit gestört. Aber dann durfte er endlich selbst die Sachen,
    die ihn interessierten, durchsehen. 
    Zuerst den Schreibtisch. Notizbücher oder ähnliches fand er nicht. Der Mann musste mit
    Bausachen zu tun gehabt haben. Das meiste schien überholt zu sein, aber das würde sich
    bei genauerem Überprüfen herausstellen. 
    Hanter fand einen offensichtlich aktuellen Ordner, auf dem stand: Passage Stadt B.  
    Eines der Schubfächer war voller Fotoalben. Reisebilder aus aller Welt. Oft abgebildet
    der Mann, der dort draußen gelegen hatte, mit schönen exotischen Frauen und Mädchen. Es
    schien somit sicher zu sein, dass der Tote Olbertz war. Dazu ein Album mit Familienbildern
    aus Deutschland, wie es aussah. 
    Und ein Stapel Fotos von Frauen. Hanter sah sie flüchtig durch. Auf manchen war ein
    Namenszug wie ein Autogramm gezeichnet, einige hatten auf der Rückseite eine Widmung,
    "in Liebe A.", las er, "immer die Deine I." und ähnliches. Es sah
    fast so aus, als sammelte Olbertz Bilder seiner abgelegten oder aktuellen Freundinnen. Es
    war eine stattliche Anzahl von Fotos. 
     
    Donnerstag 
    9.30 Uhr und Hanter saß in seinem Büro am Schreibtisch, vor sich liegend die Dinge, die
    bei dem Toten gefunden worden waren und die er aus der Wohnung mitgenommen hatte. In den
    Taschen des Opfers hatten sich, wie gesagt, nur das Handy und ein Taschentuch befunden.
    Kein Notizbuch, keine Brieftasche. Beides also auch nicht in der Wohnung. Es schien, als
    wäre der Mann ausgeraubt worden. Deshalb von Raubmord zu sprechen, war zu früh, aber
    zumindest eine Möglichkeit.  
    Als die Kripo am Tatort eingetroffen war, war die Hand, die das Handy hielt, schon starr
    gewesen und es hatte Mühe gekostet, das Gerät zu bergen. Vermutlich deshalb hatte man es
    überhaupt gefunden. Der Mörder musste wohl die direkte Berührung gescheut haben. Sah so
    aus, als hätte man es nicht mit einem Profi zu tun. Aber Hanter hütete sich auch hierbei
    vor voreiligen Schlussfolgerungen. Ein ordentlicher Mensch schien der Mörder ebenfalls
    gewesen zu sein, wenn die gefundene Maske ihm gehört hatte. Fein säuberlich im
    Papierkorb verstaut, nicht in Panik weggeworfen. Was würden Spezialisten da alles
    herausfinden über das Charakterbild des Mörders. 
    Zwar lag der Obduktionsbericht noch nicht vor, aber er wusste vom Arzt, dass der Tod
    zwischen 19.00 und 20.00 eingetreten sein musste.  
    Die letzte Nummer, die auf dem Handy gespeichert war, führte zu einem Dr. Hagebaum. Ob
    der Ermordete Verwandte hatte, wusste Hanter noch nicht. Aber vielleicht konnte er das von
    Dr. Hagebaum erfahren, vielleicht war der gar ein Verwandter. Vielleicht war es Sigi. 
    Hanter drückte die Wiederholungstaste. Er ließ es viermal klingeln, dann meldete sich
    eine männliche Stimme, die behauptete, dass dort der Anrufbeantworter von Hilmar und
    Annette Hagebaum wäre und dass man nach dem Piepton eine Nachricht hinterlassen könne.
    Also nicht Sigi. 
    Hanter hinterließ keine Nachricht. Das, was er diesen Hagebaums zu sagen hatte, konnte
    man wohl unmöglich per Telefon erledigen oder gar auf ein anonymes Band sprechen. 
    Hanter nahm sich nun den Ordner mit Bauzeichnungen vor, die er bei Olbertz gefunden hatte. 
    Es handelte sich offensichtlich um Planungen für eine Einkaufspassage der Stadt B., zu
    bauen zwischen zwei Hauptstraßen auf dem Wege zum Bahnhof. Es schien sich dabei um ein
    Angebot für eine Ausschreibung zu handeln. Der angegebene Wert belief sich auf 1,5
    Millionen Euro. Hanter pfiff: Auf in den Kampf, Torero. Nicht schlecht, dachte er. Da muss
    eine alte Frau ganz schön lange für stricken. Am Ende des Ordners, als letzter
    abgehefteter Bogen, war ein Brief mit dem Signum der Stadt B. Hier wurde dem sehr geehrten
    Herrn Olbertz mitgeteilt, dass er zusammen mit dem anderen Bewerber der Endrunde zu einem
    klärenden Gespräch am 18. März, um 13.00 Uhr ins Bürgermeisteramt gebeten werde. 
    18. März. Hanter sprang elektrisiert auf. Heute war der 18. März. Und jetzt war es 10.30
    Uhr. B. lag keine 80 Kilometer entfernt. Er konnte gut zur angegebenen Zeit dort sein.
    Doch wozu gab es eigentlich Telefone? 
    Er wählte die angegebene Nummer und sagte, es ginge um die Ausschreibung für die
    Passage. Er wurde dreimal weiter verbunden, bis eine Frauenstimme erklärte: Bauamt,
    Basta. Merkwürdige Art, sich zu vorzustellen, dachte Hanter, sofort mit einem
    abschließenden Wort, oder war das der Name? Er würde es wohl gleich wissen. Er meldete
    sich mit Namen und Dienststelle und fragte an, ob sie informiert wäre über die Anhörung
    in Sachen Bahnhofspassage. 
    "Selbstverständlich", antwortete die Frau knapp. 
    Als er nach den Namen der beiden Bewerber fragte, wies sie ihn jedoch ab, das unterläge
    der Geheimhaltungsvorschrift. 
    "Meine liebe Frau Basta", sagte Hanter, "ich habe Ihnen bereits gesagt,
    dass ich in der Mordkommission arbeite und - " 
    "Ich bin nicht Ihre liebe Frau Basta", fauchte die Frau durch die Leitung,
    "und wer auch immer Sie sind und wo auch immer Sie arbeiten, ich muss mich an meine
    Vorschriften halten." 
    Er bat sie, ihn mit ihrem Chef zu verbinden. 
    "Ich bin hier der Chef", entgegnete Frau Basta. 
    Hanter wurde wütend. So ganz hilfreich waren Telefone nicht in jedem Fall.  
    "Sie scheinen überhaupt nichts zu begreifen", fluchte er, "einer der
    Bewerber für die Projektierung der Passage ist ermordet worden und ich will jetzt wissen,
    wer der andere ist." 
    "Oh", sagte Frau Basta und schwieg einen Augenblick. "Um wen handelt es
    sich dabei?" 
    "Um Wilfried Olbertz." 
    "Hm. Dann haben wir also nur noch einen Bewerber. Soso. Das tut mir aufrichtig Leid,
    aber es erleichtert die Sache ungemein. Ich danke Ihnen für die Information." 
    "Sagen Sie mir nun, wer der andere Bewerber ist?" 
    "Nein. Ich habe meine Vorschriften. Die gelten auch in so einem Fall." 
    Wenn Hanter gekonnt hätte, hätte er ihr den Hörer ins Gesicht geworfen. Was war das
    für eine kaltschnäuzige bürokratische Zicke. 
    "Sie boykottieren die Ermittlungen", schrie er. 
    "Tut mir wirklich Leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen." 
    Wütend warf Hanter den Hörer auf die Gabel. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf,
    sah an die Decke und zählte langsam bis zwanzig. Dann wählte er erneut die Zentrale von
    B. an. 
    "Verbinden Sie mich bitte mit dem Bürgermeister."  
    
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